Vor einer guten Woche war zu einer Benefiz-Veranstaltung eingeladen. Ganz schick, in Abendrobe, nur High-Society und ein jeden hat das Thema „Krebs“ in einer Form betroffen. Es war ein passender Ort, es war ein besonderes Rahmenprogramm. Die Schüler der Otto Falkenberg Schauspielschule aus München haben Gesang vom Feinsten geboten. Ein jeder ein Star. Ich kam für die Ansprache etwas zu spät und bekam keinen Platz, was nicht störte, denn an die Wand gelehnt hatte ich hinter all den Stuhlreihen einen wunderbaren Ausblick. Ich konnte die Bühne gut überblicken und ich sah alle Gäste auf ihren Stühlen sitzen. Ihr Rücken zu mir. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, einige von Ihnen mit dem Inhalt „Krebs“. Die ersten Darbietungen nahmen ihren Lauf und ich war begeistert von dem schönen Gesang. Immer noch gefesselt von all der Eleganz in diesem Raum – eingeschlossen mir. Mein erster Auftritt mit Handtäschchen, Tüllrock und Schi-Schi. Aber irgendetwas wirkte nicht echt. Die Absolventen performten und der Pianist dazu war grandios. Wen würde ich von denen wohl bald im Kino zu Gesicht bekommen? Nach den Liedern applaudierte ich, freute mich, manchmal musste ich johlen. Die Rücken vor mir aber bewegten sich kaum. Ich sah wie die meisten zögerlich ihre Handflächen zueinander führten. Ein paar wenige flüsterten sich etwas zu. Das ging bestimmt 1,5 h Stunden. Danach verschwanden die meisten stillschweigend ohne groß ihre Mimik zu verziehen.
Ich habe noch lange über den Abend nachgedacht und überlegt, was sich so fremd anfühlte.
Da waren Menschen, von denen ich einige kannte, die ihren Krebs erfolgreich besiegen konnten. Dankbare Menschen, mit denen ich anschließend anstoßen und lachen konnte. Doch ein Großteil der Gäste wirkte wie „erstarrt“. Warum freuen die sich nicht, warum tanzen die nicht, warum lachen die nicht, warum glänzen die Augen nicht, weshalb flüchten sie? Einige Tage zuvor hatte ich Kinder, deren Eltern an Krebs erkrankt oder verstorben sind durch eine Kinderyogastunde geführt. Das mache ich regelmäßig und es ist nie ernst. Es ist manchmal traurig, dazu aber auch lustig, es ist bewegend. Trotz allem wirken diese Kinder lebenshungrig, offen und neugierig.
Warum schafften es diese Erwachsenen an diesem Abend nicht? Warum stecken wir manchmal fest? Warum lassen wir unsere Emotionen so einfrieren, passen uns an, laufen mit dem Strom?
Vielleicht lag es daran, dass ich zu freudig war, zu begeistert von diesem Geschenk, diesem Abend. Ich habe auf jeden Fall keinen Promi kennengelernt :). Ich bin bestimmt aufgefallen und es ist mir egal, ob unangenehm oder befremdlich. Ich schlucke meine Begeisterung nicht herunter!
Bitte tu das auch nicht!
Für meinen Sohn habe ich ein wunderschönes Kinderbuch gekauft, dass sich bestenfalls die Erwachsenen mindestens 3mal durchlesen :). Ganz oben teile ich ein Bild mit Dir aus diesem Buch!
Vielleicht ist das ja Ansporn für 2020 ?
Hi liebe Silke, bin froh, dass Du Du geblieben bist! Und bestimmt haben sich manche, die sich nicht getraut haben, aus sich heraus zu gehen, auch gedacht: ‚wie gern würde ich mich jetzt so ausgelassen freuen wie die nette Blonde, die hinter uns an der Wand lehnt.‘ Und manche sind wahrscheinlich nicht in der Lage sich vorzustellen, dass es auch für Krebskranke weiterhin Freude und Lachen im Leben gibt oder sie wissen nicht, kranken Menschen zu begegnen. Im Grunde warst Du die Geleonsfigur für all jene, die gern gerufen hätten: „Eh, noch leben wir. Also los, dankbar mit uns sein aber auch lachen und feiern!“ Gibt es Bilder von Dir im Schi-Schi? L.Gr. Petra
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