Bin momentan zu sehr im Stress, habe gerade „keinen Kopf für Yoga“. Bei mir stapelt sich alles. „Meditation wäre gut“, aber ich habe keine Zeit dazu.
Das höre ich in letzter Zeit sehr oft! Das ist paradox, gerade jetzt wäre es so hilfreich und unterstützend.
Doch ich kenne das auch! Mittlerweile gehört die Achtsamkeitspraxis zu mir, wie Zähneputzen und dennoch stelle ich fest, dass sich mein Hirn und mein Herz nicht beruhigen, wenn ich mich hinsetzte oder meine Matte ausrolle.
Ich bin also schon einen Schritt einen weiter als die meisten und richte mir bereits kleine Zeitfenster ein – ohne Ausrede, doch momentan gelingt mir keine Achtsamkeitspraxis zwischendurch.
Homeschooling, Pflegefall, Selbständigkeit, Mutter, Hausfrau, Putzfrau – da finden sich bestimmt einige wieder und ihr könntet die Liste mit Sicherheit erweitern. Dieser Monat hat es in sich und zieht alle Register. Noch nie habe ich so oft Atemnot und Herzrasen verspürt. Meine Kommunikation ist trotz Stress wesentlich achtsamer, doch meine körperlichen Stressreaktionen bekomme ich nicht mehr in den Griff mit meiner kleinen Meditationswaffe.
Das gibt mir zu denken.
Was tun? Ich bin doch Experte? Warum funktioniert das nicht? Zumindest scheint das momentan nicht mein „point of entry“ in mein Stressystem zu sein. Ich benutze zum Stressabbau insgesamt 3-4 Elemente. Das erste ist Bewegung an der frischen Luft. Weiteres wären sanfte Yogahaltungen oder Atemübungen.
Tatsächlich sprechen auch die sanften Yogahaltungen momentan nicht an, die körperlich fordernde Aktivität jedoch sehr gut! Wenn ich beim schnellen Gehen oder Laufen meine Körperbewegungen spüre, selbst mein Atem schneller geht und ich schwitze, gelingt es mir mich sozusagen schaukelnd in ein gutes Gefühl zu bringen. (Dabei sind natürlich die Hormone im Hintergrund ausschlaggebend). Nach einer bewusst, bewegten Pause falle ich ganz schnell in einen achtsamen, meditativen Zustand und meine Atemfrequenz in Ruhe zeigt mir eindeutig, dass ich nicht mehr im Stressmodus unterwegs bin.
Dasselbe gelingt mir in noch viel kürzerer Zeit mit einer Mischung aus Atemübung und Mediation. Ich habe die alte buddhistische Praxis der Tummomeditation abgewandelt Als Schwimmerin und hobbymäßige Landstreckentaucherin übe ich oft das Hyperventilieren. Das ist auch ein Teil der Tummopraxis. Seit vielen Jahren nutzte ich es nicht nur als Mindhacking, sondern auch als Biohacking-Methode, denn meine Entzündungswerte und Nebenwirkungen einer chronischen Borreliose halte ich damit natürlich und leicht in Schach. Mittlerweile ist diese Methode weit verbreitet, wenn auch die energetischen Aspekte der Tummopraxis hier keinen Anteil mehr haben. Meine Atempraxis ermöglicht es mir ziemlich schnell die Energien gezielt durch meinen Körper zu lenken. Sofort nach dieser Methode hat sich meine Atemfrequenz in Ruhe insgesamt beruhigt, meine Herzfrequenz sinkt im Schnitt um 6 Schläge pro Minute. Meine körperlichen Symptome von Kopfschmerz oder Herzrasen verschwinden innerhalb Minuten und mein Gedankenkarussel bleibt still. Ich bin erfrischt und hell wach.
Mir hilft also ein körperlicher Trigger, um aus dem Stressrad zu entkommen.
Auch Studien von der Standford University zeigen, dass wir durch körperliche Aktivität unser Stressempfinden schnell und leicht beeinflussen können. Auch wenn sich die Aufgaben und ToDos im Außen während unserer kurzen „Auszeit“ weiter stapeln, erleben wir es als nicht mehr so „stressig“. Unsere sogenannte Stressresilienz verbessert sich. Die Bewegung verändert die Muskelspannung in deinem Körper, das wird als wohltuend wahrgenommen, daraufhin ändert sich deine innere Haltung und darauf folgen deine Gedanken. Es gelingt dir so eine andere Haltung zu deinem „Problem“ mit Abstand einzunehnen und du kannst angemessener darauf reagieren.
Tatsächlich können wir mit positiven Gedanken, während wir uns schon im Stress befinden unsere Haltung selten verändern oder gar unser Handeln. Oft meinen wir Dinge noch „aushalten zu können“, während unser Dinosaurier Gehirn diese Situation schon längst als „lebensbedrohlich“ eingestuft hat und dein Körper sich unbewusst schon bereit macht für die 3 Modi : Flüchten, Angreifen oder Erstarren. Das hat vor Millionen Jahren in der Natur dein Überleben gesichert und bei Stress landen wir in dieser Reaktionsschleife – ganz automatisch.
Wenn du regelmäßig Achtsamkeit praktizierst und dir selbst wirklich dein bester Freund bist und dich aus Situationen rausziehst, dir Momente zum achtsamen Wahrnehmen schenkst, dann gelingt oft der Ausstieg aus diesem automatischen Stressprogramm.
Wenn du noch übst und gerade alles über dir zusammenbricht, dann versuche die Reißleine aus dem Stress mittels bewusster, aktiver Bewegung zu ziehen oder durch gezielte, kraftvolle, tiefe Atemzüge.
Die Metta Meditation, auch als Dankbarkeits- oder Selbstliebepraxis umschrieben, schlägt im Umgang mit schwierigen Situationen vor, sich selbst der beste Freund sein.
Stell dir vor, während die denkst, du hast keine Zeit für Entspannung, was dein bester Freund dir sagen würde in dieser Situation. Vielleicht so etwas wie: Du machst das großartig, du gibst wirklich alles, mach mal Pause.
Wie fühlt sich das an? Etwas besser als: Ich habe jetzt keinen Kopf dafür, ich muss durchhalten, das muss fertig werden.
Also sei dein bester Freund, wenn alles zu viel wird. Nimm dir eine Achtsamkeitspause in Form von Meditation, wenn das noch klappt oder bewege dich an der frischen oder atme ein paar Runden ganz tief und spüre nach.