Es ist 1 Uhr nachts. Ich bin wieder wach. Ich habe Durst, ich wandere zur Toilette. Ich überlege, was ich nun tue. Meditieren, so tun, als könnte ich schlafen, mein Journal schreiben oder den Laptop aufklappen?
Heute entscheide ich mich für den Laptop. Kein Wunder, wenn man tagsüber gereizt ist, wenn man doch nachts wachliegt, oder? Dass ich von Kichererbsen und Tofu einen roten Kopf bekomme, ignoriere ich oft und schnell. Das liegt bestimmt am Stress und in Wirklichkeit weiß ich längst, wo ich einfach nicht hinschauen will.
Ich habe es im Studium etwas belächelt das Fach „Frau und Sport – eine unglückliche Triade“ oder so ähnlich hieß es da. Anfänglich konnte ich meine ersten Kundinnen begeistern mit den Vorzügen des zyklusgesteuerten Kraft- und Ausdauertrainings, aber warum so ein Sonderding für Frauen? Auch nervt es mich zunehmend, wenn ich angesprochen werden, was ich von Hormonyoga halte oder warum ich das nicht unterrichte.
Ganz ehrlich? Das ist eine Gelddruckindustrie, der jedweder wissenschaftlichen Grundlage mangelt. Glauben die Frauen da draußen tatsächlich, man hätte eine Gruppe von Frauen über einen gewissen Zeitraum hinweg einzelne asanas machen lassen und dabei ihren Hormonstatus überprüft? Nein! Sicherlich haben diverse Lehrerinnen ihre Schülerinnen angeregt nach regelmäßiger „Hormonyogapraxis“ mal ihren Hormonstatus testen zu lassen und es gab durchweg positive Ergebnisse, aber es ist überhaupt nicht gesichert, ob es an allen Übungen, an einzelnen Übungen oder eben am Yoga per se lag, den veränderten Lebensbedingungen, dem Stressabbau, etc.
Alles um uns herum hat Auswirkungen auf unseren Hormonhaushalt! Kosmetika, Stress, Nahrungsmittel, Bewegung etc. und das Alter natürlich!
So nun ist es raus – es geht also um Hormone! Wir alle haben sie, das ist gut, sogar lebenswichtig, doch irgendwann geraten sie aus der Balance – sagen wir mal i.d.R. in der Mitte des Lebens, wenn wir von ca. 90 Lebensjahren ausgehen. Dann ist da mehr Östrogen und zu wenig ausgleichendes Progesteron.
Wenn alles aus dem Gleichgewicht gerät, sogar die Entgiftung, dann liegt man schon mal nachts wach, hat öfter Kopfschmerzen oder Bauchkrämpfe, soweit die Auswirkungen, die ich an dieser Stelle bereit bin zu teilen.
Ich will also wissen, warum so viele Frauen auf Hormonyoga schwören. In jedem Glanz- und Glamourmagazin finden sich Fotostories und Bericht und Bücher, soweit das Auge reicht. Von Balance Yoga bis Pro-Age Yoga – es ist alles dabei! Und es wird gekauft! Immer wieder, immer noch!
Dabei reicht ganz „normales“ Yoga völlig aus. Wenn man nur vom Yoga ausgeht. Ob ausschließlich Yoga den Hormonstatus verändert – sagen wir mal bei täglich 30 Minuten Praxis? Ich sage spontan – Nein! Meine Hormone kann ich multifaktorell beeinflussen und das ist auch gut so, sonst fände ich das Leben plötzlich auch ziemlich eintagsfliegenlastig. Aber Yoga ist ein gutes Werkzeug, wenn man auch die Yamas und Niyamas (Verhaltensweisen und Regeln des Alltags mit sich und im Umgang mit anderen) pflegt, Reinigungsrituale nutzt und vor allem auch Pranayamaübungen, Meditationen und die Entspannung einbindet – also nicht nur die Yogahaltungen praktiziert.
Als Ausgleich dazu wirkt regelmäßiges Ausdauertraining Wunder. Hier ist die Studienlage glücklicherweise eindeutig. Ausdauertraining wirkt sich auf den Blutzuckerspiegel aus und das Insulin, was der Körper zum Ausgleich dessen benötigt und ständig produzieren muss. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Östrogene. Daher wird z.B. Brustkrebspatientinnen auch dringend zu körperlicher aerober Betätigung geraten (Ausdauersportarten), um das Rezidivrisiko zu senken, aber auch weil es dem Krebs vorbeugen kann! (Mehr dazu vielleicht in einem kommenden Blogbeitrag).
Es braucht also Bewegung im Allgemeinen und einen stressreduzierten Lebensstil, der die Ernährung miteinschließt, wenn man auf ganz natürliche Art und Weise und im Einklang mit der Natur (vor allem der eigenen) die Hormone wieder in Balance bringen möchte.
Es braucht mehr gelebte Natürlichkeit im Alltag! Leichtigkeit, Ruhepausen, Strecken wieder zu Fuß zurücklegen, an die frische Luft gehen, weniger Medienkonsum, freudvolle Bewegung und ein friedliches Miteinander, natürliche cleane Ernährung, genügend Schlaf. So schaut die Hormontherapie der Zukunft aus. Einfach nur pur.
Ich beschließe „PUR“ ist das neue „OHM“ – wer weiß, vielleicht kann ich ja damit ganz viel Geld verdienen.
Bis dahin versuche ich mal gelassen zu bleiben. Und endlich ist es 3 Uhr. Laut Organuhr ist die Entgiftungsphase der Leber durch. Hat scheinbar dieses Mal wieder nicht so gut geklappt, sonst hätte ich nicht wieder wachgelegen, aber vielleicht ist das auch einfach nur die Zeit, wo ich am besten meinen Gedanken nachhängen kann.
In ein paar Stunden beginne ich mit meinen „basischen Übungen“, die wirken auch ausgleichend auf meinen Hormonhaushalt. Diese Übungsreihe darf in der Reihenfolge niemals verändert werden (so heißt es auch im Hormonyoga!) – es gilt immer: Einatmen – Ausatmen und das täglich! Am besten gleich nach dem Aufwachen 😊 (sorry, diese kleine Spitze, musste jetzt einfach noch rein).
Schlaft gut, wacht gut, da draußen, bleibt fröhlich und gesund!