Yoga und Ruhe ist klar. Yoga und Verdauung darf tatsächlich doppeldeutig betrachtet werden.
Wir dürfen täglich nicht nur Nahrung verdauen, sondern auch unsere Emotionen. Oft schlucken wir Dinge herunter. Nahrung und Unangenehmes. Verdaut werden muss es dann im Darm – und zwar beides! Die Nahrung und die Emotionen! Das Darm-Gehirn ist größer, als das allseits bekannte Gehirn. Das heißt konkret, dass im Darm ein größeres Nervengeflecht sitzt, als im Gehirn. Man spricht ja auch vom Bauch-Hirn. Du kennst Sprichwörter wie: „Das schlägt mir auf den Magen“. Das kommt nicht von ungefähr.
An dieser Stelle möchte ich den physiologischen Exkurs einmal aussparen und direkt den Bogen zum Yoga spannen.
Der Yoga ist sehr vielseitig. Der Yoga ist Teil eines der ältesten Gesundheitssysteme der Welt – dem Ayurveda. Jeder von uns ist einzigartig, doch es gibt einige „Prinzipien“ – so wie es auch Jahreszeiten gibt und die wirken in jedem von uns. Ähnlich wie die Theorie über die verschiedenen Körpertypen. Einer ist mehr rundlich und träge, einer mehr drahtig mit einem super Stoffwechsel etc.
Einer braucht mehr Ruhe und Erholung, um sein Feuer zu zügeln, die Schlafmützen unter uns können sich dauerhaft besser motivieren und am Ball bleiben, wenn sie etwas mehr Aktion und Regelmäßigkeit haben.
Die Energie, die durch uns alle fließt ist das Prana. Wir benutzen hier den Atem als Prana. Solange du atmest, fließt Energie durch dich.
Daher ist der Atem für alles, was wir tun unerlässlich. Er kann sogar dein Nervensystem beeinflussen. Erste Hilfe bei Stress ist der tiefe Aus-Atem.
Stress wiederum hat auch Auswirkungen auf unser Fasziengewebe. Das ist das Bindegewebe über deinen Muskeln, dass alles zusammenhält. Stell dir vor, dich umwickelt jemand mit einer Lage Frischhaltefolie. Alles wird nun auf Spannung gehalten, ist noch beweglich, aber gespannt. Bei Wärme verändert sich das Gefühl der Folie. Sie reagiert, alles wird weicher. So ist das auch mit den Faszien und diese befinden sich natürlich auch in Nähe unserer Organe und eine Spannungsänderung hier, ein Zug an einem Muskel, eine Drehung hat dabei Auswirkungen auf die Darmbewegungen und somit auf die Verdauung. Gleichzeitig speichern Faszien Emotionen. Bei einer starken Emotion (Stress) wird dieser Reiz in elektrische Signale übersetzt und gleichzeitig nutzt unser Nervensystem alte Tricks aus dem Nähkästchen. Es sorgt entweder dafür, dass du „fliehst“ – schnelle Energie in die Beine und Arme zum Weglaufen, dass du einfrierst und alles einfach runterschluckst oder kämpfst und angreifst – verbal oder körperlich in Form von Anspannung. Zeit für die ordentliche Verdauung von Erlebtem und Gegessenen bleibt hier also nicht. Dafür muss man erst in den Zustand zurück, der laut Neuro-Wissenschaftler Rick Hanson, aus dem Bedürfnis der Sicherheit, der Belohnung und der Zusammengehörigkeit besteht. Wenn das alles gegeben ist, dann entspannt sich unser System.
Wenn ich dieses Wissen in einer individuellen Yogapraxis berücksichtige, dann macht es für mich Sinn immer den Fokus auf die Faszienzüge zu legen, die im Übrigen die Gesichtsfaszien incl. die Augen mit einbeziehen. Der Ashtanga Yoga ist die mir einzig bekannte Yogaform, die mit „Drishtis“ also dem Fokus arbeitet und gezielt den Blick in den einzelnen Haltungen anpasst. Es macht außerdem Sinn den „Stress“ aus der Praxis zu nehmen und weniger auf Tempo und Power zu setzen. Das Üben nach Metronom und dabei immer bei einem regelmäßigen tiefen Bauchatem zu bleiben ist ein guter Ansatz.
Gezielte Drehbewegungen für den Darm, Schwungbewegungen der Arme, Lockern des Schultergürtels und besondere Dehnungen des Stressmuskels – dem Hüftbeuger sorgen für Entspannung in der Körpermitte. Ist die Körpermitte entspannt, wirkt sich das wiederum auf deine gesamte Haltung aus – im Außen wie im Innen versteht sich!
In Bezug auf die einzelnen Doshas (analog zu den Jahreszeiten) macht es hier auch Sinn die Atemübungen dem Doshas anzupassen, um diese gezielt auszugleichen. Die meisten „stressgeplagten“ Menschen haben zu viel von dem „Vata“ Dosha, der Luft, dem Hin- und Herwirbeln, weniger von dem Fokus und dem „Dranbleiben“. Regelmäßige und gleichmäßige Abläufe und Atemtechniken können die Yogapraxis hier gut unterstützen.
Eine cleane Ernährung übrigens auch….:)
Fortsetzung folgt. Es kümmere ich mich erstmal um meinen Blutzucker.
Herzlichst Silke
Wieder einmal genial und verständlich erklärt. Danke, liebe Silke!
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